Zum Hauptinhalt springen

Ausbildungsinstitut perspectiva

perspectiva Impulse

Alles Licht das wir nicht sehen

Dieser Titel eines bewegenden Films über eine blinde, junge Frau, die sich im von den Nazis besetzten Frankreich durchschlagen muss, passt für mich in mehrerlei Hinsicht in unsere Zeit.

Zum einen natürlich zum dunklen, nasskalten November, dessen Lichtmangel nicht wenigen Menschen Mühe bereitet, auf Stimmung und Motivation schlägt. Zum anderen aber auch zur aktuellen Nachrichten- und Weltlage, in der Zuversicht zu behalten, zur echten Aufgabe wird.

Der Film berührt insbesondere durch den starken Kontrast des hellen Innen- und harten Erlebens der Figuren, die zarte Bindung der jungen Französin zu einem deutschen Soldaten, einem Dorf, das sich im Widerstand organisiert: scheue Momente warmer Menschlichkeit in rauhester Kälte und historischer Düsternis. Man ahnt, fühlt ergreifend die alles überstrahlende Bedeutung menschlicher Wärme im Kleinen, gerade, wenn sie im Grossen fehlt.

Die Fragilität des Menschseins wird uns besonders dann schmerzlich bewusst, wenn wir aus welchen Gründen auch immer im Dunklen sitzen: in der Melancholie nächtlicher Gedanken, in Aussichtslosigkeiten von Situationen, in Krankheit, Leiden und Bedrängnis.

Das Tröstliche des Novembers ist: Wir wissen, die Sonne ist nicht weg, nur weil wir sie weniger sehen. Von ihrem Licht wissen wir auch dann. Das Licht in uns müssen wir vielleicht bewusst suchen, bewahren, nähren. Das ist für Einzelne allein ungleich schwerer als in positiven sozialen Momenten und zwischenmenschlicher Beziehung. Und so sind wir Menschen uns in der Begegnung die eigentlichen Boten allen Lichts, das wir nicht sehen. Im November und diesen Zeiten mehr als sonst.