perspectiva Impulse
Ausbreitungs-Chancen für den Frieden
Die Ausbreitungs-Chancen von Friedens- und Gewaltprozessen sind strukturell sehr ungleich. Damit eine friedliche Ordnung funktioniert, müssen sich alle Beteiligten darauf einlassen. Um Eskalation in Gang zu setzen, reichen einige wenige. Und einmal in Gang gesetzt, können «Gewaltbereite nur in die Schranken werden», indem man sich auf ihre «Auseinandersetzungsregeln einlasse», schreibt Peter Waldmann, deutscher Jurist, Soziologe und Terrorismusexperte.
Daraus resultiert ein von Waldmann beschriebenes «Sicherheits-Dilemma»: Angesichts «von potenziellen Gewaltakteuren […] kann es sich keine Gruppe […] leisten, auf jeglichen Selbstschutz zu verzichten».
Funktioniert hat die gesellschaftliche Eindämmung von Gewalt überall dort, wo sie einerseits staatlich monopolisiert und andererseits rechtsstaatlich kontrolliert wurde: Dabei schützt die Monopolisierung vor Gewalt durch Mitmenschen, die rechtsstaatliche Kontrolle vor Gewalt durch die staatlichen Organe selbst. Aber genau dies ist nicht voraussetzungslos, wie wir heute - nicht nur anderswo - sehen.
Der Sozialvertrag und Verzicht auf Gewaltausübung funktionieren, wenn Lebensumstände mit Teilhabe-Chancen und Zukunftsaussichten bestehen, sozial und ökonomisch. Wenn Anerkennung zu erlangen und Konflikte zu lösen gewaltfrei möglich ist. Konkrete Möglichkeiten, diese Voraussetzungen zu schaffen, zu leben und verbreiten, sind Gewaltfreie Kommunikation und Mediation. Sie lehren, in Konflikten so früh wie möglich deeskalierend zu reagieren, sind präventiv wie konfliktlösend in Alltag und Beruf einsetzbar:
Denn in unserem eigenen Tun in unseren vielen kleinen Leben liegt unsere grösste Ausbreitungs-Chance für den Frieden.