perspectiva Impulse
Besser kleine Schritte als keine
Anlässlich des 30-jährigen Abi-Treffens kam uns das Foto eines Treffens mit Leonardo Boff, einem brasilianischen Befreiungstheologen, unter, der sich für Armutsbekämpfung und Naturschutz einsetzt. Seine kraftvollen sprachlichen Bilder «goldener Wolken», eines «Himmels voller Sterne", vom "Lächeln eines Kindes", der "Hand, die sich öffnet, um zu geben», hatten uns bestärkt, mitzuarbeiten in Weltläden und Umweltprojekten.
Auch 30 Jahre später vermögen uns die Äusserungen des mittlerweile 86-jährige Boff zu beeindrucken. Angesichts einer Welt, die mühsam erkämpfte Klimaziele wie das 1,5 Grad-Limit auf absehbare Zeit nicht einhalten und von kriegerischen und humanitären Krisen geschüttelt wird, gibt er die Hoffnung nicht auf, sondern spricht sich heute aus für «minimalistische Utopien» und Wege der kleinen Schritte.
Diese Strategie wird gestützt von Klimaökonomen wie Ottmar Edenhofer, der dafür plädiert, sich nicht niederwerfen zu lassen, vom Scheitern der grossen Gipfel-Politik. Diese Versuche bleiben wichtig, «um schrittweise zu kleinen, pragmatischen, aber tragfähigen Vereinbarungen zu kommen», notfalls auch ohne einzelne grosse Player.
Viel wichtiger aber sind kleinere Koalitionen von einzelnen Ländern und Akteuren auf allen Ebenen, die umweltpolitische Vorhaben umsetzen. Gelingende Projekte können Vorbildwirkung entfalten und Strukturen in Bewegung bringen. Das Narrativ, «wonach gar nichts klappt», hält Edenhofer geradezu für «falsch und gefährlich»: «Wir haben schon sehr viel Zeit verloren, indem wir immer gesagt haben, wir haben keine Zeit». Es lohne sich auch, «für die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,6 oder 1,7 oder 1,8 Grad zu kämpfen».
Viele Untersuchungen zeigen, dass Katastrophenpädagogik als Versuche, Menschen durch schockierende Botschaften zum Handeln zu bewegen, wenig gut funktionieren. Wirkungsvoller ist die konkrete Aussicht, dass es eine Vielzahl sinnvoller Massnahmen und eine angezeigte Richtung gibt, in welche kleine Schritte zu gehen weit besser ist als keine.
Wir wünschen Ihnen einen schönen Sommer, mit entschleunigten Momenten, die Raum schaffen für beflügelte Hoffnung und neue kraftvolle Pläne.