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Ausbildungsinstitut perspectiva

perspectiva Impulse

Worauf man in sich und in anderen zählen kann

Viel ist aktuell die Rede von Institutionen, die in unseren Gesellschaften bedroht sind, wie z.B. Demokratie, Rechtssicherheit und Unabhängigkeit der Justiz, Medienfreiheit, Meinungsvielfalt und (gewalt)freie Diskussion.

Institutionen sind gemäss soziologischer Theorie die organisatorischen Umsetzungen von Leitideen bzw. Werthaltungen, an denen sich Menschen in ihrem Handeln orientieren. Sie strukturieren Gesellschaft, generieren Erwartungssicherheit, bilden quasi die Aussenstütze des Verhaltens. «Sie sind die Formen, die ein seiner Natur nach riskiertes und unstabiles, affektüberlastetes Wesen findet, um sich gegenseitig und um sich selbst zu ertragen, etwas, worauf man in sich und in anderen zählen und sich verlassen kann" (Arnold Gehlen, 1904-1976).

Werden Institutionen brüchig, finden sich Einzelne zunehmend mit Entscheidungszumutungen überfordert. Aus dieser Verunsicherung der Vielen entsteht angstvolle Affektbereitschaft, "Misstrauen als Atmosphären-Bestandteil", die "Vordergründigkeit des Subjektiven", so Gehlen (in "Urmensch und Spätkultur"). Die Stabilität von Wirtschaft und Gesellschaft ist dann tatsächlich unmittelbar bedroht.

Natürlich müssen Institutionen Bedürfnisse befriedigen und funktionieren. Wo sie dies nicht (mehr) tun, braucht es organisatorische Anpassung und Weiterentwicklung. Die zugrunde liegenden Leitideen aber als solche in Frage zu stellen, hiesse, das Kind gleichsam mit dem Bade auszuschütten. Was tut not?

Aufklärung braucht (Weiter-)Bildung, in (gewaltfreier) Kommunikation, Mediation, Moderation, Organisationsentwicklung u.a., um differenziert, adressat*innengerecht und wertschätzend zu kommunizieren, mit Widersprüchen und Komplexitäten, verwoben mit Emotionen, konstruktiv umzugehen, um Konflikte zu lösen, statt sie anzuheizen und zu verschärfen.

In unserem Institut hängt ein Cartoon: Ein Grossvater fragt seine kleine Enkelin: «Sind in Eurer Klasse auch schon so viele Ausländer?» Sie antwortet: «Nein, bei uns sind eigentlich nur Kinder.»